31. Juli 2009 – Anlässlich des 65. Jahrestages der Liquidierung des so genannten „Zigeunerlagers“ in Auschwitz-Birkenau, am 2. August 1944, wo in einer einzigen Nacht annähernd 2900 Sinti und Roma ermordet wurden, fordert Chachipe Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft auf, den Rassismus gegenüber Roma konsequent zu bekämpfen. „65 Jahre nach der Zerschlagung des Nationalsozialismus, ist der Antiziganismus nach wie vor lebendig und erlebt heute ein neues  Wiedererstarken. Die Wirtschaftskrise und die mit ihr einhergehende Vertiefung der Kluft zwischen Arm und Reich bieten einen günstigen Nährboden für Demagogen jeder Art, die die althergebrachten Ängste und den Hass gegen die Roma gezielt schüren und ausnutzen,“ erklärt die Vereinigung, die sich den Rechten der Roma widmet.

Chachipe äußert seine Besorgnis bezüglich der Annahme, in Italien und in anderen Ländern, von politischen Maßnahmen, die explizit oder implizit die Roma visieren. Der Verein kritisiert die Doppelzüngigkeit der Europäischen Union, die im Rahmen der Beitrittsverhandlungen und in den Beziehungen mit ihren Nachbarn auf die Einhaltung von Menschen- und Minderheitenrechten drängt, aber nicht in der Lage ist, die gleichen Prinzipien in ihren Mitgliedsstaaten durchzusetzen.
“Das erneute Auftreten eines zunehmend aggressiven und gewalttätigen Rassismus und Nationalismus in Europa ist zutiefst beunruhigend,“ sagt Chachipe. Der Verein befürchtet, dass die Präsenz nationalistischer und neofaschistischer Parteien in den Parlamenten zu einer schleichenden Akzeptanz dieser Phänomene führen wird, die in andere Politikbereiche übergreifen könnten. „Wir haben bereits heute wieder Polizeieinheiten, die sich auf die so genannte „Zigeunerkriminalität“ spezialisieren, und niemand sorgt sich. Roma werden erneut hinter Drahtzäunen oder Gittervorschlägen untergebracht und von der restlichen Bevölkerung isoliert, und niemand bemerkt die Ähnlichkeit mit der Vergangenheit,“ so der Verein.

Für Chachipe gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen dem heutigen Umgang mit den Roma und der „kollektiven Amnesie“ gegenüber dem Schicksal der Roma unter dem Nationalsozialismus. „Unter den Opfern des Nationalismus besetzen die Roma nach wie vor den Status eines Paria“, sagt Chachipe. Für Chachipe gibt es nach wie vor eine Tendenz, das Leidens der europäischen Roma während des zweiten Weltkriegs mit dem Verweis auf die angeblich geringeren Opferzahlen herunterzuspielen und die Gründe für ihre Verfolgung in Frage zu stellen. Die Absicht der Nationalsozialisten, die Roma als Volk zu vernichten, wird immer wieder bezweifelt.

Vor diesem Hintergrund wiederholt Chachipe seine Kritik an der zwangsweisen Rückführung von Roma aus dem Kosovo in Deutschland und in anderen Ländern. Der Verein erinnert daran, dass in Kosovo 1999 und 2004 organisierte Pogrome gegen Roma stattgefunden haben. „Auch in anderen Ländern wie beispielsweise in Rumänien gab es Pogrome gegen Roma, aber nie von einer solchen Größenordnung wie im Kosovo,“ erklärte der Verein. „Die politische Führung in Kosovo hat die Verfolgung und Vertreibung der Roma nie anerkannt, die für breite Teile der kosovoalbanischen Bevölkerung nach wie vor als Kollaborateure der Serben gelten,“ erklärt Chachipe. „Statt dessen sprechen sie von einer „neuen Realität“, eine Realität, die auf der ethnischen Säuberung und Vertreibung der Roma aufbaut.“ Chachipe erklärt weiter, dass die Roma, die nach Kosovo abgeschoben werden, zu einem Leben in Elend und Angst vor Verfolgung verdammt sind.

Chachipe fordert die Mehrheitsbevölkerung auf, den Roma ihre Würde zurück zu geben. „Roma sind nicht die ewigen Nomaden, die glücklich durch die Gegend ziehen und nicht in der Lage sind, sich an die Gesellschaft an zu passen,“ sagt der Verein. Er kritisiert, dass die Roma nach wie vor vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden, auf Grundlage von Vorurteilen, die ihre Vorfahren in die Todeslager brachten. „Deshalb ist die Erinnerung an die Vergangenheit so wichtig,“ folgert Chachipe, in der Hoffnung, dass die Vergangenheit als Warnung für zukünftige Generationen dienen kann.

Chachipe a.s.b.l.